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Unsere Feldkapellen
Eine Besonderheit hat Waldburg noch zu bieten: vier Feldkapellen. Eine noch winziger als die andere, gruppieren sie sich im weiteren Umkreis um unser Dorf. Sie sind wie jede Kapelle - einem heiligen Schutzpatron geweiht. Die landläufigen Bezeichnungen der drei alten Feldkapellen lauten aber nicht Kassians-, Erasmus- oder Rochuskapelle, vielmehr spricht man vom Hustenkäppele, Grimmen- und Oißenkäppele. Damit sind auch schon die körperlichen Gebrechen genannt, für welche die jeweiligen Patrone "zuständig" sind und angerufen werden.
St. Kassians Kapelle (Hustenkapelle)
Die älteste und schönste dieser Kapellen ist die Hustenkapelle und steht in Hannober am "Bildspitz": Der Flurname Bildspitz deutet darauf hin, dass hier an einer Weggabelung ("Spitz") für ein Heiligenbild ("Mutter Anna selbdritt", spätgotisch, heute in der Kirche Hannober) eine Kapelle errichtet wurde. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert und gehörte immer zum Blaserhof. Der einfache, aber eindrucksvolle Bau besteht aus einem rechteckigen Schiff mit dreiseitig geschlossenem eingezogenem Chörlein, mit einem Satteldach gedeckt. Am Wetterdächlein über der Tür steht zu lesen: "Überall ist und sieht dich Gott - drum flieh die Sünde mehr als den Tod". Der Innenraum ist schlicht volkstümlich gestaltet: der Chor ist vom Kapellenraum durch ein gedrehtes Holzgitter abgeschlossen, ein kleines Altärchen mit Säulenaufbau beherbergt ein Altarbild (die heiligen Franziskus und Antonius), die Holzdecke ist einfach bemalt und zeigt in einem Medaillon im Mittelfeld den Kapellenpatron St. Kassian. Dieser war ein italienischer Grammatiker zur zeit der Glaubensverfolgung in römischer Kaiserzeit und soll von seinen heidnischen Schülern mit deren eisernen Griffeln erstochen worden sein. Daher wird er bei Krankheiten der Brust, vor allem bei Husten, angerufen.
St. Erasmus Kapelle (Grimmenkapelle)
Dieses Käpelle wurde in neuerer Zeit erbaut für abgegangene, zum Großteil aus Holz errichtete Kapellchen. Ihre Ausstattung lässt aber auf ein bedeutendes Alter schließen. So trägt eine große hölzerne Bildtafel in der zum Hof Hahn in Frankenberg gehörenden Grimmenkapelle die Jahreszahl 1748. sie zeigt neben verschiedenen Nothelfern (St. Ablonia für Zahnweh, St. Rochus für die Aisen, St. Martin für die Hab, St. Sebastian für alle Kranken) in drastischer Weise das Martyrium des heiligen Erasmus, dem die Gedärme aus dem Leib gerissen wurden. Somit wurde er zum Helfer bei allen Krankheiten des Leibes (Grimmen = Leibschmerzen).
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St. Rochus Kapelle (Oißenkapelle)
Die idyllisch gelegene Oißenkapelle im Schafmeier (Bauer Grabherr) ist die kleinste der drei Feldkapellen und war früher mit wertvollen Barockskulpturen und einer gotischen Tafel ausgestattet. Da sie vor Jahren völlig ausgeraubt wurde (die Bildwerke konnten wieder beigebracht werden), wollte der Eigentümer kein Risiko mehr eingehen und ließ ein Abbild der Patronsfigur, des heiligen Rochus an die Stirnwand der Kapelle malen. Das Wandbild zeigt Rochus als Pilger gekleidet, mit einer Pestbeule (Oiße = Eitergeschwür, Abszess) und Besen, meist aus Birkenreisig, sind Zeichen der Reinigung und sollen am meisten Abwehrkraft für "Oißen" haben, wenn sie am Karfreitag in der Kapelle abgelegt oder am Bild angebracht werden. Aus diesem Grund nennt man das Kapellchen im Volksmund auch "Besenkäppele".
Daneben steht zu lesen:
"Seit alter zeit mein Bild stand hier,
viel gläubig Volk sucht Hilf bei mir,
bis dass ein Dieb von dieser Statt,
mich nachts hinweggetragen hat.
Damit dies fürder nicht geschieht,
man hier mich als Gemalten sieht."
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Habnitkapelle
Die Habnitkapelle wurde als vierte Feldkapelle 1997 zu Ehren des Seligen Habnit erbaut. Habnit, ein Hirte, lebte im 16. Jahrhundert und gilt als Volksheiliger. Ihm werden viele Wunderheilungen insbesondere an Kindern nachgesagt. Noch in diesem Jahrhundert war die Wallfahrt zu diesem Wundertätigen beachtlich, um Beistand für ein krankes Kind zu erbitten. Die Kapelle wurde "auf dem Trieb" hinter dem Vorwald, dem heutigen Neuwaldburg, errichtet, wo Habnit als Dorfhirte die Tiere der Dorfbewohner hütete. Wie die Kartentafel von Johann Andreas Rauch aus dem Jahr 1625 dokumentiert, wurde über dem Grab Habnits an der Südwand der Waldburger Kirche zunächst eine kleine Grabkapelle errichtet. Diese Kapelle wurde im Jahr 1835 abgebrochen, weil die Sakristei, die sich bis dahin im Erdgeschoß des Kirchturmes befand, auf die Südseite der Kirche verlegt wurde. Die Gebeine des Seligen Habnit wurden hierbei in eine Wandnische der neuen Sakristei umgebettet und mit einer steinernen Grabplatte abgedeckt. Als 1951 die Sakristei erweitert wurde, hat man das Grab geöffnet und die Gebeine gehoben. Die Grabplatte wurde in die Südwand der Sakristei eingelassen, wo sie heute noch zu sehen ist. Das Haupt und die bei der Graböffnung vorgefundenen Gebeine werden in einem Reliquiar hinter dem Chorbogen der Pfarrkirche verwahrt.
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